für Meereskunde
Sonne, Sand und Sonden beim Seepraktikum 2021
9. Juli 2021, von Studierenden des 6. Semesters (B.Sc.) Ozeanographie
Foto: Laura Bogner
Das Seepraktikum ist für viele Studierende der Ozeanographie das interessanteste Modul im Bachelor. Da es wegen der Pandemie letztes Jahr abgesagt wurde, war die Vorfreude von uns Studierenden des 6. Semesters umso größer, als fest stand, dass es Anfang Juni nach Amrum gehen sollte. In der Woche davor waren schon Studierende des 4. Semesters und des Masters dort gewesen, die von Kälte und Sturm berichteten. Wir hatten uns für den Campingplatz als Unterkunft entschieden und wurden etwas unruhig, aber als wir mit unseren Fahrrädern von der Fähre rollten, war von dem schlechten Wetter nichts mehr übrig.
Am nächsten Morgen begann dann das Seepraktikum. An Bord erwarteten uns unsere Dozenten Dagmar, Martin und Andreas, sowie die Crew der Ludwig Prandtl, bestehend aus Kapitän Heiko und Matrose Detlev. Der Anleger Stenodde liegt im Osten der Insel und um das offene Wasser zu erreichen, muss eine Sandbank überquert werden, was nur bei einem hohen Wasserstand möglich ist. Daher war es notwendig, früh abzulegen. Am ersten Tag führte jedoch starker Nebel dazu, dass wir das Zeitfenster verpassten und erst mit einer Verspätung von sieben Stunden losfahren konnten.
In der Planung hatten wir drei Routen rund um Amrum festgelegt, an denen die zeitlichen und räumlichen Veränderungen durch die Gezeiten untersucht werden sollten. Also fuhren wir in den fünf Tagen unseres Praktikums in das Hörnumtief, das Schmaltief und das Rüttergat. Ziel war es, in diesen Gebieten Temperatur, Salzgehalt und Strömungsgeschwindigkeit zu messen. Dazu gibt es unterschiedliche Instrumente, traditionell wie modern. Die Spanne reichte von der Pütz - einen Eimer, mit dem Wasser an Bord geholt wird - bis zur ADCP, das mit Schall die Strömungsgeschwindigkeiten unter dem Schiff misst. Das wichtigste Instrument war die CTD-Sonde, die bis zum Boden herunter gelassen werden kann und dabei Salzgehalt, Temperatur und Druck messen kann.
Zusätzlich hatten wir Verankerungen an unterschiedlichen Positionen ausgebracht, die über die gesamten zwei Wochen des Seepraktikums Daten sammelten. Beim Herausholen dieser Verankerungen konnten Heiko und Detlev mit filmreifen Würfen mit dem Enterhaken glänzen, zur Unterhaltung der versammelten Mannschaft. Auch sonst war die Atmosphäre an Bord sehr locker, wozu interessante Gespräche, sonnige Mittagspausen und Robben-Sichtungen ihren Teil beitrugen.
Dennoch war an Bord immer etwas zu tun. Neben den Messungen wurde Protokoll geschrieben, der Kurs korrigiert und erste Daten ausgewertet. Da das Schiff zu klein für 8 Studierende war, gab es immer auch eine Land-Crew, die die gemessenen Daten auswerten und die Fahrt für den nächsten Tag planen sollte. Darüber hinaus war sie auch für das leibliche Wohl am Abend verantwortlich, wenn die hungrigen Seefahrer zurückkehrten. Ansonsten gingen wir baden, erkundeten die Insel und genossen vor allem das Wetter, das sich mit Regen zurück hielt, bis wir am Sonntag braun gebrannt und voller Sand mit der Fähre in Richtung Festland fuhren.
Hintergrund
Das Seepraktikum ist Teil des Bachelor-Studiums Geophysik/Ozeanographie. Die Studierenden lernen dabei, eine Messreise wissenschaftlich und logistisch vorzubereiten, ozeanographische Messungen durchzuführen, die gewonnenen Daten auszuwerten und die Ergebnisse in Vorträgen und in einem Bericht zu kommunizieren.